Interdisziplinäre Praxis

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Foekje Gutermann-Muntendam

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Foekje Gutermann-Muntendam

Effektive Skoliose-Behandlung: Methoden, Voraussetzungen und Korrekturübungen

Die Behandlung von Skoliose ist multifaktoriell und umfasst verschiedene Methoden. Zunächst führen wir eine gründliche Untersuchung des oder der Patienten durch, um festzustellen, wie die körperlichen Voraussetzungen sind. Wir prüfen die Koordination, den Muskeltonus, die Wahrnehmung und ob eventuelle Blockaden vorhanden sind. Bevor wir mit einer Korrekturbehandlung wie der dreidimensionalen Behandlung nach Schroth oder Vojta beginnen können, müssen erst die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Korrektur der Skoliose geschaffen werden.

In der Regel beginnen wir daher zunächst mit einem Muskelaufbau- und Muskeldehnungstraining sowie einem Koordinations- und Wahrnehmungstraining. Blockaden werden mithilfe der manuellen Therapie beseitigt.

Anschließend wird eine Korrekturbehandlung erlernt, die wie die anderen Übungen täglich zu Hause durchgeführt werden muss, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen.

Die Korrekturbehandlung kann nach Schroth, nach Vojta oder auf klassische Weise erfolgen.

Dreidimensionale Skoliosetherapie nach Katharina Schroth

Die dreidimensionale Skoliosetherapie nach Katharina Schroth ist eine anerkannte Behandlungsform bei einer Verformung des Rumpfes und besonders der Wirbelsäule. Die Formverschiebung bei Skoliose (griech. skolios = krumm) verläuft entsprechend in drei Richtungen beziehungsweise Dimensionen: nach vorne-hinten (sagittal), oben-unten (longitudinal) sowie beidseitig (bilateral). Am auffälligsten an dieser Erkrankung ist der sogenannte thorakale Bogen, die deutliche Verformung im Bereich des Brustkorbs (Thorax). Diese wird dem Patienten zwischen zwei Spiegeln deutlich vorgeführt, so dass er genaue Vorstellungen über die Korrektur der Fehlform bekommt.

Der Patient kann seine Körperhaltung selbst korrigieren

Im Rahmen der Skoliosetherapie wird außerdem die Wirbelsäulenverkrümmung genau vermessen. Mit Hilfe des Spiegelbilds übt sich der Patient darin, seinen Körper optimal zu korrigieren. Nach dem Vorbild der Begründerin wird die berichtigte Haltung anschließend aktiv verinnerlicht. Dafür sind genaue Wahrnehmungen der veränderlichen Muskellänge und -entspannung maßgeblich. Außerdem werden Gelenkstellung, Kapsel- und Bänderdehnung permanent überprüft. Zur dreidimensionalen Skoliosetherapie gehört weiterhin die Dreh-Winkel-Atmung. Diese Übung soll das beeinträchtigte Atemvermögen überwinden, welches durch die Brustkorbdeformation entsteht. Richtig angewendet, kann eine Dreh-Winkel-Atmung schrittweise sogar die dreidimensionale Verformung des Rumpfes vermindern. Außerdem verbessert sie möglicherweise die Lungenfunktion.

Elektrostimulation und Orthese können Gymnastik ergänzen

Zur Behandlung von Patienten mit einem Krümmungswinkel der Wirbelsäule bis zu 20 Grad gehören geeignete gymnastische Übungen. Diese werden bei einer Krümmung über 20 Grad um die Elektrostimulation und gegebenenfalls einen Ortheseneinsatz wirksam ergänzt. Die erfolgreiche krankengymnastische Begleitung verlangt großes Einfühlungsvermögen des Therapeuten. Auch sein Fingerspitzengefühl ist gefragt. Gutes Körpergefühl und viel Disziplin sind auch seitens des Patienten gefordert. Die gesamte Therapie ist nicht selten sehr langwierig. Mit der Zeit kann es gelingen, die Wirbelsäule wieder aufzurichten. Die geschwächte Rückenmuskulatur könnte somit wesentlich gekräftigt werden. Parallel sind Ausdauertraining und ein zielgerichteter Aufbau der Kondition notwendig. So kann die eingeschränkte Beweglichkeit schrittweise verbessert werden. In manchen Fällen ist es schon ein großer Erfolg, die zunehmende Krümmung aufzuhalten.

In schweren Fällen muss stationär behandelt werden

Krankengymnastik wird unter ambulanten Bedingungen durchgeführt, solange die Krankheit einen stabilen Befund aufweist. Verschlimmert sie sich, ist eine umfassende stationäre Behandlung notwendig. Unter diesen Bedingungen erlernt der Patient spezielle häusliche Übungen, um seine Körperhaltung sukzessive in eigener Regie zu verbessern. Fortschritte in diesem Programm werden dann regelmäßig von einem niedergelassenen Therapeuten überprüft. Kompliziert ist eine Therapie besonders deshalb, weil sich die Wirbelkörper im Rückenbereich verdrehen können. Daraus folgt die mögliche Gefahr, dass sich eine axiale Deformierung bis zum Schultergürtel und Beckenbereich ausdehnt.

Früh erkannt, kann die Verkrümmung überwunden werden

Unbehandelt schreitet dieser sehr auffällige körperliche Veränderungsprozess immer weiter fort. Im Erwachsenenalter machen sich sodann Nebenwirkungen bemerkbar, die bis zu Störungen der Herz- und Lungenfunktion reichen können. Hinzu kommen Probleme bei der körperlichen Beweglichkeit und dauerhafte Schmerzen im Stützapparat. Skoliose beginnt sehr oft bereits im Kindesalter, in dem sie jedoch noch sehr gut korrigierbar ist. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto erfolgreicher und leichter kann sie auskuriert werden. Oft bildet sich das Leiden in Zeiten starken körperlichen Wachstums heraus, also zum Beispiel im Alter von zehn bis zwölf Jahren. Mädchen leiden deutlich häufiger darunter als Jungen. Bis heute gilt eine Wirbelsäulenverkrümmung ab zehn Prozent als Anlass für die therapeutische Behandlung. Eine Operation ist in aller Regel im weit entwickelten Stadium sowie bei schnellem Fortschreiten der Krankheit angebracht.

Die Namensgeberin litt selbst unter der Erkrankung

Namensgeberin für die dreidimensionale Skoliosetherapie ist mit Katharina Schroth (1894-1985) eine in Dresden geborene gelernte Handelsschullehrerin. Sie litt persönlich an der Skoliose und entwickelte im Selbstversuch die bis heute gebräuchliche Therapie. Dies trifft besonders auf die Idee zu, mittels des Eindrucks von der eigenen Haltung des Körpers Impulse für eine natürliche Wirbelsäulenkorrektur zu erlangen. Die Lehrerin hatte bereits 1921 ein erstes kleines Behandlungsinstitut in Meißen gegründet, das sich über den Krieg hinaus bis zur Zeit der sowjetischen Besatzung halten konnte. DDR-Behörden schlossen das Institut und zwangen sie zur Flucht in den Westen. Die Klinik gründete sich in Bad Sobernheim neu und trägt bis heute den Namen ihrer Initiatorin. Bis zur Mitte der 1970er Jahre war Katharina Schroth noch selbst in diesem Sanatorium tätig. Ihre Tochter Christa Lehnert-Schroth entwickelte die dreidimensionale Skoliosebehandlung weiter und legte ein umfangreiches Buch über das Verfahren vor. In ihm wird das zugehörige Atmungs-Orthopädie-System ausdrücklich im Titel hervorgehoben.

Sport kann in den meisten Fällen unterstützend wirken

Neben einer Skoliosetherapie sind sportliche Aktivitäten ausdrücklich zu empfehlen. Wenn er Rücken- und Rumpfmuskulatur entspannt und stärkt, kann Sport die gymnastischen Therapiemaßnahmen ideal begleiten. Abhängig von Alter und Fitnesszustand des Patienten sind Schwimmen (speziell Rücken), Aquagymnastik, Joggen auf weichem Untergrund sowie Radfahren in rückengerechter Position ausgezeichnete präventive Möglichkeiten. Aerobic, Inlineskaten, Klettern, Nordic Walking, Skilanglauf, Tanzsport, Therapeutisches Reiten und Wandern gehören ebenso dazu. Dagegen sollten ruck- und stoßartige Bewegungen (Squash, Tennis, Trampolinspringen) konsequent vermieden werden. Für Kinder und Jugendliche ist nur in schweren Skoliosefällen eine völlige Befreiung vom Schulsport notwendig. Selbst wenn sie ein Korsett tragen, muss nicht auf unterstützenden Sport verzichtet werden. Hierzu sollte der Therapeut beziehungsweise Arzt befragt werden. Erwiesen ist, dass die empfohlenen Sportarten nicht zur Zunahme der Rückenkrümmung beitragen.

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